Eine Sternstunde in der Geschichte der Schmerztherapie

Ziehen Verantwortliche künftig an einem Strang?

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Der 10. März 2018 war eine „Sternstunde“. So steht es in der Pressemitteilung zum Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2018. Gemeint war damit die Tatsache, dass sich die Präsidenten der drei großen deutschen Schmerz-Fachgesellschaften – Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) e.V., Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland (BVSD) e.V. und Deutsche Schmerzgesellschaft (DSG) e.V. – erstmals nicht nur an einen Tisch setzten, sondern auch ein Ziel formulierten: künftig gemeinsam Aufgaben zu identifizieren und Lösungen zu finden. Das klingt auf den ersten Blick nach typischen politischen Phrasen. Bemerkenswert ist aber, dass die Veranstalter folgendes einräumen: „Trotz aller Erfolge in den letzten Jahren – die Versorgung von Schmerzpatienten ist in Deutschland immer noch nicht ausreichend.“ Der Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft wird noch konkreter: „Jeder Mensch hat das Recht auf eine angemessene Schmerzlinderung. Gemeinsam können wir die Herausforderungen meistern und die Schmerzversorgung verbessern.“

Merken Sie sich zwei Passagen aus diesem Zitat: „jeder Mensch hat das Recht“ und „gemeinsam verbessern“ … Bevor ich darauf zurück komme, aber noch eine zweite, ganz erstaunliche Tatsache zum Palliativtag 2018. Die ehemalige Bundesgesundheitsministerin und Bundestagspräsidentin a. D., Prof. Dr. Rita Süssmuth, forderte bei ihrer Eröffnungsrede „mehr individualisierte, nicht nur evidenzbasierte Therapie“ für Schmerzpatienten. Die moderne Medizin habe den Menschen immer kleinteiliger durchleuchtet, darüber aber die gesamtheitliche Betrachtungsweise aus den Augen verloren. Weiter plädiert Süssmuth dafür, die Skepsis anderen Medizinkulturen gegenüber abzulegen, sei es nun Homöopathie, Akupunktur oder TCM. Süssmuth forderte in ihrer Rede dazu auf, „vorgegebene Pfade zu verlassen“ und auch einmal zu akzeptieren, dass es doch „eigentlich egal ist, warum etwas einem Patienten hilft oder wie. Hauptsache, es geht ihm besser“.

DGS Schmerztag 2018 Prof Suessmuth Eroeffnungsvortrag

Die Rede von Rita Süssmuth war voll starker Argumente. In der Palliativmedizin etwa machte die Gesundheitspolitikerin offenbar selbst sehr einprägende Erfahrungen: „Einen Ort für Menschen zu schaffen, die nicht Zuhause sterben können, das war damals ja völlig neu. Und dann hat man dort diesen Menschen die Hand gehalten. Das war garantiert nicht evidenzbasiert oder standardisiert, aber es hat geholfen!“ Manchmal müsse man eben einfach handeln. Aus solchen Erfahrungen könne die moderne Medizin ihrer Meinung nach noch viel lernen.

Spätestens jetzt müssen wir uns fragen, was mit evidenzbasiert und standardisiert eigentlich gemeint ist … Aber das erkläre ich gerne im kommenden Blog.

Bleiben Sie neugierig!

Ihr Hubert Brüderlein

Grafikquelle: Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V.; https://stock.adobe.com/de/ © levenupart

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