Immer mehr Patienten in meiner Praxis fragen nach Möglichkeiten, Schmerzen ohne oder mit weniger Medikamenten zu behandeln. Ich finde, das ist eine gute Entwicklung, denn sie zeigt, dass das Selbstbewusstsein für die eigene Gesundheitsverantwortung steigt. Warum denke ich das? Mit „Selbst“bewusstsein meine ich, dass sich die Patienten immer mehr bewusst werden, dass sie im Zweifel selbst etwas tun müssen, aber auch tun können (!), damit es ihnen besser geht. In den kommenden drei Blogbeiträgen möchte ich Ihnen anhand der Therapiemethoden Biofeedback und Neurofeedback zeigen, dass diese „neue“ Einstellung – der Patient (von lateinisch „patiens“ = „erduldend“) wird vom Passivertragenden zum Aktivgestalteten – längst auch in der Schulmedizin angekommen ist.
„Biofeedback ist ein objektives Verfahren zur Messung, Verstärkung und Rückmeldung körperlicher Signale“, erklärte dazu der Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie an der Universität Rostock, Professor Peter Kropp. Der Verhaltenstherapeut, der auch aktiv ist in der Deutschen Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und -forschung sowie in der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, bestätigt sogar, dass Biofeedback bei Migräne genauso wirksam sein kann wie eine Medikamentation.
Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Kann man Schmerzen einfach „wegdenken“? Die Geschichte von Biofeedback und dem Teilbereich Neurofeedback beginnt schon in den 1960er Jahren. Damals trainierte der Amerikaner Barry Sterman Katzen mit positiver Konditionierung darauf, ihre EEG-Wellen zu beeinflussen. Zufällig entdeckte er dabei, dass die so trainierten Tiere immun auf giftige Dämpfe reagierten, die bei untrainierten Katzen zu epileptischen Anfällen führten.
Epilepsie, Migräne, aber auch Rückenschmerzen und Schlafstörungen werden heute mit Biofeedback oder Neurofeedback behandelt. Passiert das im Rahmen einer verordneten Verhaltenstherapie, übernehmen sogar die gesetzlichen Krankenkassen mitunter die Kosten. Wie nun funktioniert denn diese „Wunderwaffe“ gegen Beschwerden? Dass es hier ganz ohne Hokuspokus, sondern mit wissenschaftlichen Tatsachen zugeht, führe ich im Blog der nächsten Woche genau aus.
Ihr Hubert Brüderlein