Vom Unbewussten ins Bewusstsein holen

So funktionieren Biofeedback und Neurofeedback

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Mit meinem letztwöchigen Blog-Artikel habe ich versucht, Sie neugierig zu machen auf die Therapie-Methode Biofeedback beziehungsweise Neurofeedback. Angefangen bei der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft bis hin zur Deutschen Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und -forschung setzen immer mehr vor allem Psychologen auf diese interessante Methode.

Tatsache ist: Körperliche Parameter wie Herzschlag, Atmung, Muskelaktivität und -spannung, Hautwiderstand oder Schweißbildung sind sogenannte „unbewusste Körperfunktionen“, die untrainierte Menschen die meiste Zeit über gar nicht bemerken. Dass man versuchen kann, bei Stress ruhiger, tiefer und langsamer zu atmen, ist noch jedem Menschen klar. Wenn man aber früher davon sprach, dass jemand seinen Herzschlag beeinflussen würde, dachte man gleich an indische Yogis. Wirklich werden bei Yoga und dem verwestlichten autogenen Training die unbewussten Körperfunktionen bewusst beeinflusst. Der Weg dahin ist allerdings mit viel Üben verbunden und viele Menschen können mit dem spirituellen Faktor des Ganzen nichts anfangen.

Biofeedback liefert den für jeden Betroffenen sichtbaren Beweis – und zwar sofort – dass eine solche Beeinflussung auch für „Normalmenschen“ relativ schnell erlernbar ist. Hier müssen wir nun klar unterscheiden zwischen Biofeedback und Neurofeedback, beide Bezeichnungen sind heute als Modeworte unterwegs in der Öffentlichkeit. Beim Biofeedback werden mit Hilfe von Elektroden solche Parameter wie Herzfrequenz, Atmung und Hautwiderstand gemessen. Besonders letzterer hängt direkt mit unserem Stresslevel zusammen. Diese Messungen werden dem vermessenen Patienten in Echtzeit auf einen Bildschirm in Form von Balken oder Kurven angezeigt. Sie werden sichtbar und bewusst gemacht.

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Der Biofeedback-Therapeut zeigt dem Patienten jetzt Techniken, wie er diese Kurven selbst beeinflussen kann. Der inzwischen bekannteste Weg, das zu erreichen, klingt sehr simpel, ist aber wissenschaftlich absolut bewiesen: Wer eine positive Erinnerung abruft, beeinflusst direkt seine Bioparameter. Herzschlag und Atmung, aber auch Stresslevel passen sich an den damals erlebten Wert an. In einem interessanten Artikel zum Thema las ich zum Beispiel, dass ein Ingenieur durch beruflichen Stress erhebliche Schlafstörungen bekam. Der Psychologe und Verhaltenstherapeut Lothar Niepoth, gleichzeitig Präsident der deutschen Gesellschaft für Biofeedback, ließ den Patienten sich an eine Szene im Urlaub erinnern: Nach einer anstrengenden Wanderung erblickten er und seine Frau plötzlich eine wunderschöne, blühende Löwenzahnwiese. In diesem Moment war der Mann absolut entspannt und glücklich. Der Patient lernte, sich diesen Moment vor dem Einschlafen in Erinnerung zu rufen. Weil sein vegetatives Nervensystem so automatisch auf Entspannung schaltete, konnte er einschlafen.

Das funktioniert übrigens auch bei allgemeinen Bildern. Wer daran denkt, wie es sich anfühlt, in eiskaltes Wasser zu springen, bei dem ziehen sich die Gefäße auch im Trockenen zusammen. Genutzt wird dieses Bild unter anderem bei Migränepatienten. Man weiß nämlich, dass sich die Schläfenarterie kurz vor der Schmerzattacke erst verengt und dann schlagartig erweitert. Mit dem Bild des eiskalten Sees können Migränepatienten mitunter die eigene Gefäßweite regulieren und eine drohende Attacke so abwenden oder zumindest abschwächen.

Bei der Neurofeedback-Methode werden die Biofeedbackparameter wie Herzschlag oder Atmung durch Hirnwellen-Parameter ersetzt. So weiß man inzwischen genau, welche Hirnareale bei Stress oder Entspannung, Freude oder Trauer, Angst oder Wohlbefinden aktiv sind. Diese Parameter sichtbar zu machen und durch Training zu beeinflussen, ist Ziel der Neurofeedback-Therapie. Und dieses Ziel führt nicht nur aus der Praxis heraus, sondern auch zu unserem nächsten Blogthema …

Ihr Hubert Brüderlein

Grafikquelle: https://stock.adobe.com/de/ © nilanawesome, © Dan Race

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