Laut Wikipedia kommt der medizinische Begriff der Sarkopenie aus dem Griechischen: sarx steht für Fleisch und penia für Mangel. Die Sarkopenie bezeichnet den mit fortschreitendem Alter zunehmenden Muskelabbau und die damit einhergehende funktionelle Einschränkung des älteren Menschen.
Der Forscher Rosenberg hat das Phänomen bereits 1988 auf einer Konferenz erwähnt und als Sarkopenie bezeichnet. Dieser heimtückische Niedergang der Körperstrukturen und der allmähliche Verlust der Leistungsfähigkeit, sagt der Arzt, wird dann zur willkommenen Entschuldigung dafür, den Zustand der Unbeweglichkeit beizubehalten.
Sarkopenie-Opfer fänden es sogar normal, dass sie kaum mehr Kraft besäßen. Das sei, so ihre Erklärung, nun einmal eine natürliche Folge des Altwerdens.
Welch ein Irrtum!
Selbst hochbetagte Menschen können einen Großteil ihrer Kraft erhalten, wenn sie denn nur ihre Muskeln regelmäßig belasten. Die Forscherin Maria Fiatarone ließ zehn Frauen und Männer, die zwischen 87 und 96 Jahren alt waren und in einem Krankenhaus lebten, acht Wochen lang mit Gewichten trainieren: Die Muskelmasse an den Oberschenkeln wuchs um zehn Prozent – was die Greise fast dreimal so kräftig machte. Zudem wurden sie trittsicherer und konnten schneller gehen als zuvor. Ein Teilnehmer konnte auf Grund des Trainings fortan seine Gehhilfen weglassen und ohne diese Hilfen gehen.
Krafttraining tut auch den Knochen gut und schützt gerade im Alter besser vor Brüchen als Medikamente , wie eine großangelegte Studie ergeben hat.
Entscheiden für die Vermeidung von Frakturen ist, dass guttrainierte Menschen erst gar nicht so oft stürzen. Ihnen hilft die Verbesserung der Körperkraft, der Trittsicherheit und des Gleichgewichtssinns. Krafttraining, urteilt der amerikanische Hausarzt und Medizinautor John Abramson, sei eine der besten Möglichkeiten, die Knochendichte zu erhöhen und Stürze zu vermeiden.
Von allen Organen im Körper, ist die Muskulatur das Organ, dass sich am besten durch gezieltes Training den neuen Reizen anpassen und ihre Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter verbessern kann.
Die Muskulatur wird im Gegensatz zum hyalinen Knorpel oder von Sehnen durch einen sehr guten Stoffwechsel versorgt. Dies ist einer der Gründe, warum sich die Muskulatur bis ins hohe Alter auf gezielte Belastungen (Krafttraining) anpassen und verbessern kann.
Jedoch sehe ich in der Praxis immer wieder Wunschvorstellung zum Auftrainieren der Muskulatur, die beim Wunsch bleiben. Warum?
Beispiel: ein Patient kommt in die Praxis mit der Order, der Physiotherapeut soll die Muskulatur nach einer Knie-OP auftrainieren. Die ersten Wochen nach einer OP können wir versuchen, die Atrophie der Muskulatur durch bestimmte Therapieverfahren zu verlangsamen. Im Vordergrund nach einer OP steht immer der Schutz der operierten Struktur (z. B. Meniskus, Kreuzband oder Knorpel).
Am Anfang einer solchen OP stehen immer andere Aspekte, wie z. B. Information, Koordination, Ausdauer oder Mobilisation usw. im Vordergrund. Natürlich können Übungen für die Muskulatur gemacht werden. Diese Reize müssen jedoch geschickt dosiert werden, damit die operierten Strukturen sich erholen und genesen können. In einer späteren Phase wird der Aufbau (höhere Trainingsreize) der Muskulatur wichtiger.
Auch bei Knie- oder Hüftarthrose-Patienten muss ich mich beim Training der Muskulatur immer an den limitierenden Faktor (Knorpel) halten. Die Muskulatur lässt sich schnell auftrainieren, jedoch brauchen Sehnen, ein Meniskus oder Knorpel viel mehr Zeit .
Ich sehe immer wieder, dass Patienten nach einer Meniskus-OP in die Praxis kommen mit dem Hinweis vom Operateur, in ein paar Wochen könnten sie wieder laufen oder Tennisspielen . Sie sollten ein paar Wochen Krafttraining durchführen und sich bestimmte Übungen vom Physiotherapeuten für zu Hause zeigen lassen.
Natürlich sind Informationen für ein Bewegungsprogramm für zu Hause wichtig, jedoch ist eine Anpassung der Muskulatur immer abhängig von der Qualität der passiven Strukturen (Knorpel/Meniskus).
Deshalb wird ein erfahrender Physiotherapeut sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und die zeitliche Koordination mit dem Aufbau der Muskulatur zum Wohle eines langfristig guten Behandlungsergebnisses mit dem Arzt und dem Patienten abstimmen.
Ihr Hubert Brüderlein