Vor kurzen fragte mich eine Patientin, ob sie sich für mehrere tausend Euro einen höhenverstellbaren Schreibtisch kaufen sollte. Sie hätte gehört, dass Büroarbeit im Stehen viel gesünder wäre oder der Tisch zumindest das abwechselnde Arbeiten im Stehen und Sitzen ermöglichen würde. Ich habe ihr von dieser teuren Anschaffung abgeraten. Warum?
Ein anderer Patient von mir klagte über permanente Nacken- und Rückenbeschwerden. Sein Arbeitgeber ließ sich nicht lumpen und kaufte ihm für 10.000 Euro einen Spezialschreibtisch mit elektrischer Höhenveränderungen. Doch die Beschwerden ließen nicht nach. Erst nachdem er sich angewöhnte, seine Schreibunterlagen auf ein Brett mit etwa 30prozentiger Neigung abzulegen wurde es besser.
Die große Investition ins stehende Arbeiten hatte sein eigentliches Problem nicht gelöst. Aus meiner Praxis als ergonomischer Arbeitsplatz-Berater weiß ich: Es ist egal, ob wir im Sitzen oder Stehen arbeiten – wenn wir unsere Augen zwingen, dabei regelmäßig zu weit nach unten zu sehen, geht automatisch der Kopf und der ganze Körper mit und gerät in eine verkrampfte Fehlhaltung. Das führt zu Verspannungen und Schmerzen.
Das geneigte Schreibbrett ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, aber noch nicht der wichtigste! Sehr viel wesentlicher sind sogenannte Mikropausen – egal ob bei der Büroarbeit, beim Sport oder bei allen anderen Tätigkeiten, die auf starrer Haltung oder immer gleichen Bewegungen basieren. Für die Leistungsfähigkeit des Körpers ist ein stetiger Wechsel zwischen Belastung und Entlastung und der Wechsel der Belastungsrichtung enorm wichtig. Das gilt vor allem auch für die Bandscheiben und die Faszien. Wer bei der Büroarbeit zwischendrin regelmäßig für 30 bis 60 Sekunden „Bürogymnastik“ betreibt, verhindert schmerzhafte Verspannungen und faszial-muskuläre Fehlprogrammierungen, die sich sonst immer weiter aufaddieren und das Gesundheitskonto ins Minus bringen. Tipps wie diese „Mikropausen“ am besten aussehen, bieten wir in unserem Rückenleitfaden, den es in unserer Praxis für eine kleine Gebühr zu kaufen gibt.
Ihr Hubert Brüderlein