Die Quelle von körperlichen Schmerzen liegen oft in den Faszien versteckt. Bei sogenannten muskulären Verletzungen oder Überlastungen, handelt es sich in den meisten Fällen um Faszienprobleme. Die Faszien sind mit Rezeptoren sechsmal häufiger versorgt, als die Muskulatur. Faszien sind weniger schnell nachgiebig (plastisch) als die Muskulatur (elastisch).
Durch unseren Lebensstil (Bewegungsmangel/permanente negative Stressverarbeitung und ungesunde Ernährung) werden die Faszien chronisch überbelastet. Mit einem Beispiel aus meiner täglichen Praxis möchte ich Ihnen einen etwas anderen Denkansatz zum Thema Schmerzursachenforschung geben.
Ich habe immer wieder Patienten, die sich über Fersenschmerzen beklagen. Die häufigste Diagnose die gestellt wird, ist ein sogenannter Fersensporn. Auf dem Röntgenbild ist meist ein Knochensporn erkennbar. Übliche Therapien sind Stosswellentherapie, Injektionen oder Einlagenversorgung. In vielen Fällen sind diese Therapieformen erfolglos oder unbefriedigend. Warum? Der übliche Denkansatz ist, der Knochen (Fersensporn) ist der Übeltäter. Dazu gibt es jedoch noch andere Denkansätze.
Meiner Meinung nach, liegt das Problem in den verkürzten Faszien, v. a. in der Plantarfaszie (Faszie an der Fußsohle). Ist diese Plantarfaszie verkürzt, dann wird an der Knochenhaut verstärkt gezogen (siehe Abbildung 1).
Dieser Reiz sorgt dafür, dass die Knochenhaut teilweise vom Knochen abgelöst wird. Durch diese Stimulation werden die Osteoblasten (diese Zellen sind für den Knochenaufbau zuständig) angeregt, in dem Raum zwischen Knochen und Knochenhaut (Periost) Knochensubstanz zu produzieren. Durch diese Neuproduktion entsteht ein Fersensporn. Somit ist der Fersensporn nur die Folge (Symptom) der muskulär-faszialen Dysbalance.
Dieses Denkmodel beeinflusst die Therapie (ursächlich). Nicht jeder Fersensporn muss knöchern sichtbar sein. Eine Probebehandlung kann darüber einen schnellen Aufschluss geben.
Wie arbeiten wir bei einem sogenannten Fersensporn in der Praxis?
Nach dem üblichen Untersuchungsvorgang (Anamnese, Inspektion, Funktionsuntersuchung usw.) suchen wir eine typische schmerzhafte Bewegung oder Position auf. Wir legen den genauen Winkel fest, wobei der Patient seinen Schmerz spürt. Mit einer gezielten Schmerzpunktpressur (siehe Abbildung 2) versuchen wir, das fehlerhafte muskulär-fasziale Programm zu löschen. Wir erwarten in über 90 % der Fälle eine Schmerzreduktion (im vorher festgelegten Winkel) von 70 % oder mehr. Trifft dies zu, dann ist dieser Patient perfekt für diese ursächliche Schmerzbehandlung nach Liebscher & Bracht® geeignet.
Der Patient bekommt dafür gezielte Engpassübungen (siehe Abbildung 3) für seine Problematik mit nach Hause. Weitere Übungen mit der Faszienrolle oder Kugel (siehe Abbildung 4) unterstützen den Heilungsvorgang.
Weitere Informationen, wie z. B. Ernährung, Schuhwerk und der Ausgleich von muskulär-faszialen Defiziten können den Behandlungserfolg sehr gut unterstützen.
Ihr Hubert Brüderlein