Liebe Leserinnen und Leser,
erinnern Sie sich an die ungeduldige Patientin mit den Schulter-Problemen? Heute möchte ich Ihnen erzählen, wie die Geschichte ausging.
Meine Patientin war nach einer Schulteroperation selbst nicht zufrieden mit der Genesungsgeschwindigkeit. Sie wurde außerdem von ihrem Arbeitgeber unter Druck gesetzt. Auch der behandelnde Arzt drängte zu einer Intensivierung der Physiotherapie. Daraufhin forcierte die Dame noch zusätzlich ihre Heimübungen. Zu einer schnelleren Heilung führte das nicht …
In einem intensiven Gespräch teilte ich ihr noch einmal mit, dass die Operation sehr gut gemacht wurde. Ich kenne diesen Operateur und habe volles Vertrauen zum ihm. An seiner Technik lag es nicht, dass sich die ersehnte Schmerz- und Bewegungsfreiheit nicht einstellte.
Warum ich diese Patientengeschichte schildere? Das hat folgenden Grund: Wenn die Kenntnis der Pathologie und ihr Verlauf fehlt, wenn man nicht weiß, dass durch Angst und Druck automatisch ein schlechteres Ergebnis erzeugt wird, dann ist der Gesundheitsprozess verzögert. Das sehe ich immer wieder bei bestimmten Patienten, die an sich hohe Ansprüche haben, die Angst aufnehmen, ungeduldig sind oder zu viel auf andere hören.
Da auch der sehr gute Operateur ungeduldig wurde und eine weitere Operation in Aussicht stellte – wobei bei einem weiteren Arbeitszeitausfall der Patientin ein Arbeitsplatzverlust drohte – hätte sich ihre Stresssituation weiter verschärft.
Aufgrund eines langen, intensiven Gespräches mit der Patientin, konnte ich ihr endlich die Angst nehmen. Der Operateur bekam auch noch ein Mail von mir.
Daraufhin wurde von einer weiteren Operation abgesehen. Die Patientin schaltete ein Gang zurück und arbeitet kooperativ mit meiner Kollegin zusammen. Einige Monate später stellte sie sich mit einem Lächeln, schmerzfrei und mit voller Beweglich bei mir vor.
Fazit: Manchmal ist weniger, mehr. Eine gute Patientenführung ist in unserer heutigen apparativen Medizin wichtiger denn je.
Ihr Hubert Brüderlein