Liebe Leserinnen und Leser,
in den letzten Blog-Beiträgen habe ich immer wieder auf den Zusammenhang zwischen Osteoporose und Bewegung hingewiesen. Aber was brauchen wir täglich an Bewegung?
Wir brauchen täglich mindestens 30 bis 60 Minuten schnelles Gehen. Eine hohe Gehgeschwindigkeit ist ein guter Indikator für ein geringes Sturz- und Frakturrisiko. Nur bei hohem Gehtempo erfahren die Knochen des Bewegungsapparates die nötigen Belastungsimpulse zum Knochenaufbau und zur Verhinderung eines übermäßigen schnellen Knochenabbaus.
Am wirksamsten sind Laufen, Sprinten und das Bergsteigen. Schnelle Bergabläufe, Sprungübungen sowie alle Sportarten, die schnelles Laufen, häufiges Beschleunigen und Richtungsänderungen erfordern. Besonders wichtig ist das gesundheitsorientierte Krafttraining. Neben Muskeln, Sehnen, Faszien stärkt das Krafttraining auch die Knochen. Allerdings erfordert die Stärkung der Knochen viele Jahre regelmäßiges und intensives Krafttraining. Der ganze Bewegungsapparat braucht körperliche Aktivität und intensive Belastung, um gestärkt zu werden. Gelenkknorpel und Bandscheiben müssen täglich mehrmals wiederholt Bewegung erfahren, um den Stoffwechsel dieser Gewebe anzuregen, Meniskus, Knorpel oder Bandscheiben werden nicht direkt übers Blut mit Nährstoffen versorgt und von Stoffwechselprodukten befreit, sondern indirekt über einen Pumpmechanismus, der nur bei Bewegung in Gang gesetzt wird.
Wir sind im Alltag durch unsere Lebensweise nur teilweise der Schwerkraft ausgesetzt. Die meisten Menschen sitzen. Im Sitzen erfährt der menschliche Körper nur ein Fünftel der Schwerkraft. Dieser Faktor fördert auch den Knochenabbau. Zum Thema Bewegung kann ich zwei wichtige Erkenntnisse mitgeben:
- Ohne Schwerkraft ist die Bewegung ineffektiv und die Schwerkraft ist ausgesprochen schädlich, wenn wir uns nicht bewegen. Ich habe Patienten, die versuchen, das Sitzen durch einen Stehschreibtisch zu kompensieren. Dies ist sicher ein kleiner Vorteil, wenn die Stellung wahlweise zwischen stehen und sitzen verändert wird. Jedoch wird grundlegend das Problem nicht ausreichend bekämpft.
- Wenn Menschen mit Schmerzen und Funktionseinschränkungen animiert werden, zu gehen, laufen, zu springen, oder ermutigt werden, sich mehr zu bewegen, ist dies aufgrund der Defizite oftmals nicht umsetzbar. Deshalb sind für diese Menschen unbedingt Voraussetzungen zu schaffen, um ins Bewegen zu kommen. Was bei den Empfehlungen fehlt, das sind Bewegungskonzepte, die die Bewegungsvielfalt fördern. Unsere Schmerzfreiübungen reduzieren die Spannungen in der Muskulatur, den Faszien und somit indirekt auch den Druck in den Gelenken und Bandscheiben.
Unter diesen Vorrausetzungen sind Bewegungsimpulse wieder möglich, die die Knochengesundheit fördern.
Mein Fazit:
Die Lösung für Osteoporose erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise. Der stärkste Schutz vor Osteoporose ist, eine gute Gesundheit anzustreben. Was ist darunter zu verstehen?
Gesunde Ernährung, vielfältige Bewegungen, der richtige Umgang mit Stress, Schutz vor Umweltgiften und intakte soziale Beziehungen sind die entscheidenden Faktoren. Vorsicht vor Kalzium- und Phosphatüberlastung und Vorsicht mit Milchprodukten! Osteoporose ist kein Schicksal. Wir haben es selbst in der Hand, durch unsere Art und Weise, wie wir leben, unsere Knochenqualität zu erhalten.
Wer mehr über Osteoporose erfahren möchte, dem empfehle ich das Buch von Thomas Klein und Raimund von Helden mit dem Titel „Osteoporose“ (Hygeia-Verlag, ISBN: 978-3939865148).
Bleiben Sie gesund und neugierig!
Ihr Hubert Brüderlein