Bandscheibe kaputt – muss ich damit leben?

Auch Bandscheiben können sich regenerieren!

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Unlängst hatte ich meinen 348. Rückenvortrag. Diesen hielt ich vor einer Klasse von Berufsschülern in Regensburg. Routinemäßig stelle ich immer wieder die gleiche Frage: Gibt es bei einer Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) oder einem Bandscheibenvorfall (Prolaps) eine Heilung?
Wie sooft, waren die Antworten für mich sehr ernüchternd.

Die Schüler meinten: „Kaputt ist kaputt, damit muss der Menschen leben!“

In 11 Jahren habe ich durch meine Rückenvorträge über 12.000 Zuhörer erreicht. Auf diese Frage reagieren die meisten wie die oben erwähnten Berufsschüler.
Den meisten Menschen und auch vielen Medizinern ist nicht bekannt, dass es bei einer Bandscheibenverletzung in vielen Fällen zur Heilung kommen kann.
Warum sollte unser Körper, der mit einem genialen Regenerations- und Heilungssystem ausgestattet ist, nicht dafür sorgen können, dass die Bandscheiben ausheilen?

© G. Todnury

Wenn Sie sich in den Finger schneiden, sorgt der Körper über bestimmte Wundheilungssysteme für Reparatur. Wenn die Bandscheibe verletzt ist, dann braucht diese zur Wundheilung Blutgefäße. Die inneren zwei Drittel haben keine Blutgefäße, deshalb gibt es dort auch keine Wundheilung. Doch das äußere Drittel der Bandscheibe ist während der Wundheilung mit Blutgefäßen versorgt.
Das verdeutlicht folgende Abbildung zu „Zwischenwirbelscheibe-Blutgefäßen“:

Deshalb ist vorort eine Heilung geschädigter Bandscheiben möglich.
Wie lange dauert diese Heilung, damit die verletzten Bandscheibenfasern wieder stabile Narbenverhältnisse haben?
Antwort: drei bis vier Monate!
Warum haben Menschen oft über viele Jahre Rückenschmerzen? Der Hauptgrund ist eine zu hohe Spannung in der Bauch- und Rückenmuskulatur und vor allem in den Faszien.
Diese muskuläre-fasziale Dysbalance führt über viele Jahre sekundär zu einem erhöhten Druck in der Bandscheibe mit den bekannten Folgen von Bandscheibenvorwölbungen- oder Vorfällen.
90 % aller akut bandscheibenbedingten Bandscheibenverletzungen sind mit oder ohne Therapie innerhalb von zwölf Wochen schmerzfrei.

Wenn ich diese Fakten auf den Tisch legen, wird mir normalerweise sofort die Frage gestellt: Warum braucht man dann überhaupt eine Therapie?
Dazu muss man folgendes zusätzlich wissen:
Über 40 % der Patienten haben einen Rückfall (Rezidiv) innerhalb von einem halben Jahr und über 60 % einen Rückfall nach einem halben Jahr oder später.
Eine gute Therapie klärt darüber auf und gibt Hilfestellung für die Reduzierung des Risikos von Rückfällen und erneuten Bandscheibenverletzungen.

Was ist das Problem bei den 90 % der Menschen, die von akuten Bandscheibenverletzungen betroffen sind?

Wenn ein Betroffener z. B. innerhalb von vier, sechs oder acht Wochen schmerzfre iist, dann wird er zu seinem alten Lebensstil zurückkehren mit entsprechendem Verhalten am Arbeitsplatz oder in seiner Freizeit.
Der betroffene Mensch sollte sich natürlich unbedingt bewegen, aber effektiv. Ein gewisses Verhalten z. B. morgens ist besonders wichtig. Warum?
Weil morgens nach dem Aufstehen die Bandscheiben für die ersten drei Stunden durch vermehrte Wassereinlagerung leichter geschädigt werden können.

Deshalb lehre ich all meine Zuhörer und Patienten, wie man mit einem minimalen Zeitaufwand von nur zwei Minuten mit vier einfachen Übungen Wasser aus den Bandscheiben pumpt .

© Hubert Brüderlein

Ein interessanter Link hierzu ist auch mein Beitrag im Blog „SPÜRbares“ unter https://spuerbares.hubert-bruederlein.de/blog_3/.

Kurzfristig zur Bandscheibenentlastung sind morgens die ersten zehn Minuten durch ein effektives Verhalten am wichtigsten.
Langfristigen Erfolgwerden Sie jedoch nur haben, wenn Sie an der Ursache und nicht an den Folgen arbeiten. Die Ursache ist in über 90 % der Fälle eine Fehlspannung in der Muskulatur und den Faszien.
Mit gezielten und regelmässigen Liebscher & Bracht® Bewegungstherapie Übungen wie zum Beispiel der „Wirbelsäulenausrichtung“ können Sie mit wenig Zeitaufwand einen hohen präventiven Schutz vor Rückenschmerzen aufbauen.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich eines betonen: Es gibt viele Bandscheibenvorfälle- oder Vorwölbungen, die jedoch nicht der Grund für Rückenschmerzen sein müssen, auch wenn man auf dem Kernspinbild Bandscheibenvorfälle sieht.
Noch ein weiterer Hinweis: Die allermeisten Bandscheibenvorfälle müssen nicht operiert werden und die langfristige Prognose ist trotzdem gut. Mit diesem Wissen und dem Umsetzen praktischer Tipps für den Schutz Ihres Rückens im Alltag haben sie Ihre Rückengesundheit selbst in der Hand.

Ihr Hubert Brüderlein

Grafikquelle: © G. Tödnury; © Presse Sollfrank; https://stock.adobe.com/de/ © psdesign1

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