Kennen Sie den Hundeschulen-Effekt? Sie gehen mit Ihrem jungen Hund regelmäßig ins professionelle Training. Dort, unter der Anleitung der Trainerin, klappt alles vorzüglich. Kaum ist man mit dem Hund zuhause, macht er, was er will. Was ist passiert?
In den meisten Fällen liegt es daran, dass Hundebesitzer sich zuhause unbewusst nicht mehr so konsequent verhalten, wie in der Hundeschule, wo nicht nur ihr Hund, sondern auch sie selbst unter Beobachtung der Trainerin stehen (und sich deshalb mehr bemühen). Ein weiterer Effekt ist, dass der Hund in der Hundeschule weniger auf seinen Besitzer, als auf die Trainerin hört, die ja auch im Hintergrund wirkt. In beiden Fällen verlässt sich der Hundebesitzer immer dann, wenn sie verfügbar ist, auf die Trainerin. Verinnerlicht aber nicht, sein eigenes Verhalten dem Hund gegenüber auch zuhause an diese Vorgaben anzupassen. Es wird nur zeitweise (während des Trainings) ein Symptom (das falsche Verhalten des Hundes) mit einem „Schmerzmittel“ (Trainerin) behandelt, ohne die Ursachen zu ändern (Verhalten des Hundebesitzers).
Mit unserer Gesundheit ist es im Grunde ganz genauso. Wenn wir Schmerzen haben, gehen wir zum Arzt. Der gibt uns Schmerzmittel oder eine andere akute Therapie und es wird besser. Nach einer Weile kommen die Schmerzen zurück. Warum? Weil wir nur ein Symptom behandelt haben (den Schmerz), ohne die eigentliche Ursache zu bekämpfen. Die liegt in mehr Fällen als gedacht im Lebenswandel. Zumindest wenn es um die Klassiker unter den Schmerzen geht wie Rückenschmerzen. Diesen Lebenswandel aber können NUR wir selbst ändern. Das ist für viele Menschen enorm schwer. Denn ungesunde Gewohnheiten haben sich oft tief eingeschliffen. Egal ob es um Ernährung, Bewegung oder Stressbewältigung geht – wir haben schnell eine Ausrede, warum wir es mal wieder nicht zum Laufen geschafft haben und dass uns der Rücken halt weh tut, weil wir so viel am Schreibtisch machen müssen.
Nur: Mikropausen und Schreibtischgymnastik kann man in jedem Büro machen. Besser essen lässt sich auch mit wenig Aufwand organisieren. Und wenn man erst einmal selbst spürt, wie gut einem gelegentlicher Sport oder Entspannungsübungen tun würden, würde man den Inneren Schweinehund ganz schnell in Rente schicken.
Die Biofeedbackmethode macht eigentlich genau das: Sie macht sichtbar und damit positiv spürbar, welch großen Effekt es haben kann, sich auf sich selbst und die eigene Gesundheit zu konzentrieren. Schon nach wenigen Therapiesitzungen können Patienten lernen, den eigenen Herzschlag, die Atmung, die Muskelspannung und sogar den Hautwiderstand aktiv so zu beeinflussen, dass die spezifischen Beschwerden (wie etwa spannungsbedingte Nackenschmerzen) gelindert werden. Der Knackpunkt kommt NACH der Therapiestunde. Schaffe ich es, diese Übungen auch außerhalb der Praxis regelmäßig durchzuführen? Oder belasse ich es bei der Symptombehandlung unter klinischen Bedingungen, weil ich zu bequem bin, mehr zu investieren? Die immer noch sehr verbreitete Skepsis gegenüber Therapiemethoden wie der Biofeedbackbehandlung, rührt auch von Menschen, die es ausprobiert haben, aber nicht konsequent genug dabei geblieben sind. Unsere Gesundheit – lassen Sie es mich bairisch schreiben – is scho a Hund. Sie will auch außerhalb der Praxisräume regelmäßig unsere volle Aufmerksamkeit. Dann wird Wohlbefinden irgendwann zu einem Automatismus, über den wir gar nicht mehr lange nachdenken müssen …
Ihr Hubert Brüderlein