Liebe Leserinnen und Leser,
Heute habe ich ein interessantes Patientenbeispiel von einem Kollegen, das wieder einmal zeigt, dass übertriebene bildgebende Diagnostik, etwa durch CT, MRT und Szintigraphie auf Spezialistenebene zu einer Verunsicherung des Patienten führen kann. Es zeigt auch, wie wichtigdie klinische, exakte Untersuchung ist.
Der 30jährige Hans-Peter, dem seine Sportlichkeit deutlich anzusehen war, hat es bis zum schwarzen Gürtel in Karate gebracht.
In den letzten Monaten bereitete ihm jedoch seine rechte Leiste zunehmend Beschwerden, so dass er mit der Zeit, seinen Karatesport, nicht mehr ausüben konnte.
Nach dem Sport traten erstmals Beschwerden auf. Die Beschwerden in Form von Schmerzen steigerten sich mit der Zeit, so dass er bereits während der Aufwärmphase Probleme hatte. Wegen dieser Symptome wurde auf ausgiebiges Dehnen geachtet. Nach kurzfristigen Verbesserungen musste er jedoch sein sportliches Training einstellen.
Ein Trainingskollege empfahl ihm einen orthopädischen Chirurgen, der nach seiner Untersuchung bei Hans-Peter ein Hüftgelenksleiden feststellte. Eine Routineaufnahme der Hüfte und eine weitere CT-Aufnahme zeigten jedoch keine pathologischen Veränderungen.
Daraufhin wurden weitere Untersuchungen durchgeführt. Der Chirurg wollte aufgrund einer möglichen Stressfraktur, bzw. einer avaskulären Nekrose, den Sachverhalt durch ein Szintigramm abklären.
Eine Stressfraktur ist ein Ermüdungsbruch eines Knochens. Was im Bereich der Hüfte bezüglich einer Stressfraktur immer wieder auftreten kann, ist eine Stressfraktur im Bereich des Os Pubis (Schambeinast). Eine avaskuläre Nekrose ist eine Störung der Durchblutung im Knochen.
Radiologischen Befunde werden dabei gerne als Diagnostik verwendet. Hier muss man sehr kritisch sein, denn eine gute klinische Untersuchung ist das Fundament einer jeden Diagnostik.
Die orthopädische Diagnose lautete: Avaskuläre Nekrose des rechten Oberschenkelkopfes. Zur Bestätigung der Diagnose war eine Kernspintomographie vorgeschlagen worden. Doch Hans-Peter wollte das weitere Vorgehen zunächst mit seinem Hausarzt besprechen. Was dabei heraus kam, lesen Sie nächste Woche.
Ihr Hubert Brüderlein