Liebe Leserinnen und Leser,
Was ist los mit dem Knie eines 29jährigen Bergwanderfans? Diese Frage beschäftigte uns schon in den letzten zwei Wochen. Nach einer ausführlichen Anamnese darüber, wie und wann seine Schmerzen erstmals auftraten, wurden bei ihm umfangreiche Provokationstests durchgeführt.
Bei Gelenken, die weiter weg vom Rumpf (distal davon) liegen, haben wir bei der Untersuchung einen Vorteil. Schmerzort und Pathologie (Krankheitsproblem) stimmen oft überein, was erfahrungsgemäß bei vielen Erkrankungen eben nicht der Fall ist. Unser Patient hatte an der Außenseite des Knies Probleme.
Durch diese Lokalisation der Schmerzangabe können sofort bestimmte Pathologien ausgeschlossen werden. Zum Beispiel kommen Innenmeniskusprobleme oder Probleme im Bereich des Pes anserinus (eine bestimmte Sehnenplatte) nicht mehr bei der Diagnostik in Frage.
Hat der Patient an der Außenseite (lateral) des Kniegelenkes Probleme, kommen ebenfalls nur bestimmte Pathologien in Betracht. Eine davon ist das Friktionssyndrom der Tractus Iliotibialis (bestimmte Sehnenverbindung vom Becken bis zum Unterschenkel).
Was für dieses Problem spricht, ist die Vorgeschichte. Eine intensive Wanderung, wobei es viel Gefälle gab. In einem bestimmten Winkelbereich (meist zwischen 30 bis 50 Grad) reibt die Sehne des Tractus Iliotibials über den lateralen Condyl (knöcherne Außenseite des Kniegelenkes). Wenn dies vermehrt intensiv durchgeführt wird (Berggehen/Laufen/Radfahren) in der Kombination mit O-Beinen, dann werden die Voraussetzungen für ein Friktionssyndrom gelegt.
Wer gehört zu dieser Risikogruppe für dieses Krankheitsbild?
Menschen, die sich viel in einem bestimmten Winkelbereich (Knie) bewegen, z. B. vermehrt Radfahren, Spaziergehen, wobei die Straße seitlich abfällt, Wanderungen mit viel Gefälle – und generell Menschen mit O-Beinen, oftmals Menschen im sogenannten „Mittelalter“ von 30 bis 60 Jahren. Aber wie konnte ich den jungen Mann nun therapieren? Das lesen Sie in der kommenden Woche.
Ihr Hubert Brüderlein