Wenn uns die Angst auf der Brust sitzt

Wie Gefühle sich negativ oder positiv auf den Körper auswirken

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„Adieu, sagte der Fuchs. Hier ist mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Antoine de Saint-Exupery, Der kleine Prinz

Der berühmte Dirigent Herbert von Karajan hat einmal bei einem Interview festgestellt, er lebe nur für die Musik. Diese Aussage mit all seinen Konsequenzen war ihm wahrscheinlich gar nicht so bewusst. Herbert von Karajan starb genau in dem Jahr, in dem er nach 30 Jahren an der Spitze der Berliner Philharmoniker in den Ruhestand ging.

Herbert von Karajan wurde vor über zehn Jahren untersucht, wie sein Herz auf verschiedene Lebenssituationen reagierte. Die größten Schwankungen waren an seinem Herz aufgetreten, wenn er eine besonders gefühlbetonte Passage von Beethoven dirigierte. Es reichte aus, dass er diese Takte nur akustisch wahrnahm und schon konnte man die gleiche Beschleunigung des Pulses beobachten.

Es gibt in Beethovens Ouvertüre Passagen, die für einen Dirigenten körperlich bei weitem anstrengender sind. Karajans Herz ließen sie jedoch nur geringfügig schneller schlagen. Andere Aktivitäten Karajans schienen sein Herz weniger zu beeinflussen. Das Herz von Karajan gehört komplett der Musik. Als der Meister-Dirigent die Musik aufgab, spielte sein Herz nicht mehr mit und starb.

Der große amerikanische Psychologe William James schrieb, Gefühle verspüren wir im Körper, nicht im Kopf. Gefühle sind ein körperlicher Zustand und dann erst eine Wahrnehmung im Gehirn.

Kleinerprinz

Im Volksmund sagt man, mir läuft gleich die Galle über oder mir steckt die Angst in den Knochen. Ich kenne viele Fälle, wo nach dem Tod eines Ehepartners der andere Ehepartner nach kurzer Zeit ebenfalls gestorben ist. Man spricht von einem gebrochenen Herzen.

Das Herz nimmt Dinge wahr und fühlt. Wenn das Herz spricht, dann beeinflusst dies die ganze Körperphysiologie. Der Spannungszustand des Körpers wird dadurch nachhaltig beeinflusst. Körperliche Symptome wie Schmerzen in der Brust, Panikattaken im Schlaf und Armschmerzen können sich äußern, obwohl keine Herzeinschränkungen vorliegen.

Ich habe immer wieder Patienten, die aufgrund von Herzinfarktsymptomen mehrfach ohne Befund abgeklärt wurden. Oftmals sind dies Menschen, die im Brust- und Nackenbereich sehr verspannt sind. Die Ursache sind oft Ängste, Sorgen, Überforderung und Ärger, die sich körperlich manifestieren. Dieses Zusammenspiel zwischen Körper und Gefühlen wird oftmals unterschätzt und bagatellisiert. Dies ist ein Problem unseres Krankensystems, die Gefühle und Körper immer noch trennen. Solange diese Trennung bestehen bleibt, wird die Medizin keinen Quantensprung machen. Wie hat einmal Albert Einstein gesagt: „Denkgewohnheiten sind schwieriger zu ändern, als ein Atom zu spalten.“

Ihr Hubert Brüderlein

Grafikquelle: Illustration aus "Der kleine Prinz"; Johann Heinrich F

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